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Industriemaschinen und Monitore auf Ausstellung präsentiert

Leasen statt kaufen.

Maschinen-Leasing in der Fleisch- und Proteinbranche: Flexible Finanzierung im Aufwind

11.12.2025

Investitionen in neue Maschinen belasten KMU oft stark – besonders in unsicheren Zeiten. Leasing oder wiederaufbereitete Maschinen schaffen Zugang zu moderner Technik und finanziellen Spielraum. Doch in der Fleischbranche überwiegt noch Skepsis, während jüngere Unternehmen offener sind.

Lesedauer: 6 Minuten

Die gängigste und bekannteste Form von Leasing ist das Fahrzeugleasing. Viele KMU schaffen sich so einen oder mehrere Pkw an. Aber Maschinen? Leasing sei zwar ein „etabliertes Beschaffungsinstrument“, dem klassischen käuflichen Erwerb jedoch nachgelagert, so das Ergebnis des KfW-Mittelstandspanels zur Leasingnutzung von KMU. Danach haben in den Jahren 2021 und 2022, als die Daten erhobenen wurden,18 Prozent der Leasingnutzer im verarbeitenden Gewerbe Verträge zur Finanzierung von Produktionsmaschinen abgeschlossen. 

Nach einer aktuelleren Studie aus dem Jahr 2025, die im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL) erhoben wurde, ziehen 60 Prozent der KMU bei Investitionen Leasing in Betracht. Allerdings dominieren auch in dieser Studie Investitionen in die Mobilität, also in E-Autos, E-Lastwagen oder sogar E-Bikes. Maschinen dagegen werden überwiegend via Cashflow oder Kredite finanziert. Das könnte sich allerdings bald ändern. Denn auf die Frage, wie sie künftig emissionsärmere Maschinen oder robotergesteuerte Fertigungssysteme finanzieren wollen, schwenkte die Mehrheit der befragten KMU auf Leasing um.   

Auch die zur Sparkassen-Gruppe gehörende Deutsche Leasing, das führende herstellerunabhängige Leasingunternehmen in Deutschland, sieht Maschinenleasing im Aufwind. „Es hat sich im Mittelstand als feste Größe etabliert und gewinnt weiter an Bedeutung“, sagt Stefan Tromm, Leiter Firmen- und Unternehmenskundengeschäft. 47 Prozent des Neugeschäfts der Deutschen Leasing waren im Geschäftsjahr 2023/24 Investitionen in Maschinen und betriebliche Einrichtungen. 

Grafik zeigt Ablauf des Leasingprozesses für KMU.
Beispiel für ein Leasinggeschäft, in dem der Leasinggeber, der Leasingnehmer (KMU) und ein Händler bzw. Hersteller involviert sind.

Beispiel für ein Leasinggeschäft, in dem der Leasinggeber, der Leasingnehmer (KMU) und ein Händler bzw. Hersteller involviert sind.

Untergeordnete Rolle im Fleischerhandwerk

Und wie sieht es in der Fleisch- und Proteinbranche aus? Bei der Suche nach validen Zahlen über die Verbreitung von Leasing scheitert sogar die KI. Immerhin kann Hans Christian Blumenau, betriebswirtschaftlicher Referent beim Deutschen Fleischer-Verband, aus seiner Beratungspraxis berichten: „Leasing spielt zwar eine Rolle im Fleischerhandwerk, allerdings, abhängig vom Betrieb, eher eine untergeordnete. Leasingvereinbarungen finden sich häufiger bei Kassen-Waagensystemen und Fahrzeugen, weniger jedoch bei Maschinen und Anlagen. Der überwiegende Teil wird neu gekauft und finanziert, nach meinem subjektiven Eindruck.“ 

Zugang zu aktueller Technik ohne Kapitalbindung

Das ist insofern erstaunlich, als Leasing eine Reihe handfester Vorteile bringt. Die Deutsche Leasing beispielsweise bietet auch jungen Unternehmen, sofern sie seit mindestens drei Jahren am Markt bestehen, Leasingmodelle an. „Im Gegensatz zu Kreditfinanzierung oder Gebrauchtkauf bindet es weniger Kapital und ermöglicht den Zugang zu aktueller Technik“, sagt Stefan Tromm. Die Kalkulierbarkeit der Kosten und die Möglichkeit, das Leasing-Objekt nach Vertragsende wieder zurückgeben zu können, sind weitere wichtige Gründe, warum sich Unternehmen für Leasingmodelle entscheiden. 

Abgesehen von finanzwirtschaftlichen Vorteilen sind Megatrends wie Digitalisierung oder Nachhaltigkeit zentrale Treiber bei leasingfinanzierten Investitionen. „Leasing ermöglicht eine schnelle und kosteneffiziente Integration neuer datenbasierter Systeme und Geschäftsmodelle. Nachhaltigkeit spielt insofern eine wichtige Rolle, als modernisierte Technik oft energieeffizienter und umweltfreundlicher ist“, weiß Stefan Tromm. Laut BDL-Studie sehen immerhin zwei Drittel der befragten Mittelständler in Leasing, kombiniert mit staatlicher Förderung, einen entscheidenden Hebel, um in digitale Transformation und nachhaltige Technologien zu investieren.

Hersteller sehen steigende Nachfrage bei Start-Ups aus dem Bereich alternative Proteine  

Nicht nur Leasinggesellschaften, auch Hersteller bieten Neumaschinen zum Leasing an, entweder direkt oder über Leasing-Partner. Vor allem für finanzschwächere Start-ups, wie sie häufig in der alternativen Proteinwirtschaft anzutreffen sind, ist das eigenkapitalschonende Leasing attraktiv, um die Produktion in Gang zu bringen. „Wir sehen hier ein dynamisches Wachstum“, sagt Julian Hecker, Vice President und Divisional Representative Food & Healthcare bei GEA. „Start-ups aus der Proteinwirtschaft, insbesondere im Bereich New Food, nutzen Leasing zunehmend als strategisches Finanzierungsinstrument. Die Nachfrage in der Fleischindustrie ist dagegen eher stabil bis langsam steigend, da viele Betriebe weiterhin auf Eigentum setzen. Leasing wird hier teilweise als unsicher oder bürokratisch wahrgenommen.“ 

Zwei Mitarbeiter inspizieren Produkte vor einer Maschine.
GEA XLAB Testzentrum in Biedenkopf-Wallau. Kunden können in den zahlreichen Testzentren von GEA Rezepte und die Skalierung testen, ehe sie eine Kauf- oder Leasingentscheidung treffen.

Junge Unternehmen aus dem Bereich Smart Proteins sind zwar in der Regel innovations- und experimentierfreudiger als das klassische Fleischerhandwerk. Sie stehen aber vor der Herausforderung, trotz geringem Eigenkapitals schnell zu skalieren und neue Technologien zu integrieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. „Leasing passt gut in diese Logik, da es operative Effizienz mit geringem Kapitalbedarf kombiniert und gleichzeitig die Bilanz entlastet“, so Hecker. Der international agierende Systemanbieter für die Nahrungsmittel-, Getränke- und Pharmaindustrie GEA bietet Start-Ups die Möglichkeit, Maschinen und Anlagen in den firmeneigenen Testzentren erst einmal zu testen, bevor sie einen Kauf- oder Leasingvertrag unterschreiben: „In der Praxis ist das sehr häufig der Fall. Kunden testen im Testzentrum ihre Rezepte und die Skalierung, ehe sie eine Kaufentscheidung treffen.“ 

Die Firma Handtmann hat mit ihrem breiten Portfolio für die Lebensmittelverarbeitung auch die Hersteller von alternativen Proteinprodukten im Blick. Denn vegane Produkte aus Alternativen wie Burger Patties, Nuggets, Würstchen, Bacon und Steaks – aber auch gefüllte Snackprodukte und andere Innovationen - lassen sich damit ebenso produzieren wie entsprechende Fleischprodukte. „Start-ups brauchen Prozesstechnik, die auf geringe Stückzahlen abgestimmt ist“, sagt Winfried Hartwig, Branchenmanager für Alternative Proteine bei Handtmann. „Praktische und vor allem flexible Lösungen haben einen unmittelbaren, positiven Einfluss auf die Produktion. Wenn dann steigende Stückzahlen zu bewältigen sind, lässt sich die Tagesproduktion häufig einfach durch ein zusätzliches Vorsatzgerät flexibel skalieren. Bei Handtmann versuchen wir, Start-ups bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt mit attraktiven Finanzierungsmodellen zu unterstützen.“

Auch die Maschinenfabrik Seydelmann mit Sitz in Stuttgart bieten Neumaschinen, etwa Kutter oder Wölfe, zum Leasing an. Ob beim kleinen Metzger oder beim Filialbetreiber mit 50 Mitarbeitern: „Leasing gewinnt immer mehr an Beliebtheit“, sagt Martin Krippl-Stojic, Leiter Marketing und Kommunikation. Seiner Erfahrung nach findet „langsam auch bei Handwerksbetrieben ein Umdenken statt, hin zu modernen und flexibleren Wegen, immer auf dem neusten Stand der Technik zu bleiben und dabei gleichzeitig betriebswirtschaftliche Belastungen und Risiken zu senken. Viele wollen nicht eine hohe Investition tätigen, ohne zu wissen, was die Zukunft bringt.“ 

Holac, Hersteller von Schneidetechnologie, macht zwar Leasing-Geschäfte, bisher allerdings nur im traditionellen Fleisch- und Käsebereich. Im Markt für alternative Proteine, in den Holac vor acht Jahren eingestiegen ist, hat das Unternehmen bisher ausschließlich direkt Anlagen verkauft, nicht auf Leasing-Basis. Dennoch glaubt Elvedin Ramani, Branchenmanager Alternative Proteine, dass Leasing auch in diesem Markt künftig eine größere Rolle spielen könnte: „Das Finanzierungsumfeld ist schwieriger geworden und vor allem Start-ups können sich eine zu hohe Risikobereitschaft nicht leisten.“

Generalüberholte Maschinen gehen ins Ausland

Eine Alternative zu neuen Maschinen ist der Kauf generalüberholter Maschinen. „Factory Reconditioned“ nennt Seydelmann die komplette Generalüberholung seiner Maschinen. „Dabei wird nicht nur ersetzt, was verschlissen ist, sondern die Maschine komplett zerlegt und neu aufgebaut und dabei auf den neuesten Stand der Technik gebracht – das umfasst auch einen neuen Antrieb und den Einsatz der modernsten Steuerung. Die Maschine entspricht dann, auf technischem wie qualitativem Niveau, einer Neumaschine“, so Krippl-Stojic  Der Großteil dieser Maschinen geht ins Ausland. Vertrieben werden sie über die Seydelmann-Vertretungen in 150 Ländern. 

Auch die Hauenstein Fleischereimaschinen GmbH liefert wiederaufbereitete Maschinen in alle Kontinente. Das Unternehmen vertreibt über ein Händlernetz Maschinen unterschiedlicher Hersteller, darunter Kutter, Wölfe, Wurstfüllmaschinen, Injektoren und Poltermaschinen, „Wir zerlegen die Maschine bis auf die letzte Schraube und bauen sie wieder zusammen“, sagt Firmenchef Marco Hauenstein. Fördermittel für Neumaschinen, in Kombination mit hohen Rabatten und Inzahlungnahmen der Hersteller, seien allerdings eine harte Konkurrenz für wiederaufbereitete Maschinen.

Leasing kurz erklärt

Person berechnet Leasingkosten mit Taschenrechner.
Leasing schafft Zugang zu moderner Technik und finanziellen Spielraum (Quelle ist Canva).

Der Grundgedanke von Leasing ist simpel. Statt selbst ein Investitions- oder Konsumgut zu kaufen oder mit Fremdkapital zu finanzieren, mietet man es an. Der Leasinggeber, in der Regel eine hersteller- oder banknahe Leasinggesellschaft, beschafft und finanziert das Leasingobjekt und überlässt es dem Leasingnehmer gegen Zahlung einer vertraglich vereinbarten Gebühr zur Nutzung. Neben dem klassischen Finanzierungsleasing mit Kaufoption gibt es auch modernere Modelle, die noch mehr Flexibilität bieten. „Pay-per-use“ zum Beispiel koppelt die Leasingraten an die tatsächliche Nutzung. So können Produktionsschwankungen leichter ausgeglichen werden. Eine weitere Variante, insbesondere für Unternehmen mit Liquiditätsproblemen, ist „Sale-and-Lease-Back“. Dabei verkauft der Leasingnehmer eine bereits genutzte Maschine an die Leasinggesellschaft und erhält dadurch sofort Liquidität, während er die Maschine weiter gegen die Zahlung von Leasingraten nutzt. Wartungs- und Servicepakete für Maschinen und Anlagen sind, je nach Bedarf, in Leasingverträge integrierbar, ebenso Versicherungen.

Johannes Manger

Johannes Manger

Journalist und PR-Spezialist

Autor für die IFFA und für Foodtech Now! Beschäftigt sich mit industriellen Maschinen, Anlagen und Prozessen aller Art. Motto: Nichts ist zu kompliziert, als dass man es nicht verständlich und nachvollziehbar erklären könnte.

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