
Die Auswertung beruht auf wissenschaftlicher Literatur sowie der Befragung von 100 Fachleuten aus 35 Ländern. Neben weltweiten regulatorischen Praktiken beschreibt der Bericht typische Produktionsschritte und identifiziert mögliche Risiken entlang der Wertschöpfungskette.
Als Baustein für nachhaltige Ernährungssysteme liegt das Potenzial der Präzisionsfermentation darin, funktionale Inhaltsstoffe wie Proteine, Enzyme oder Vitamine auf ressourcenschonende Weise herzustellen. Insbesondere mit Blick auf Herausforderungen wie Klimaanpassung, knappe Anbauflächen oder die Dekarbonisierung tierischer Eiweißquellen gilt die Präzisionstechnologie als Schlüsseltechnologie.
Sicherheitsbewertung auf Basis etablierter Verfahren
Die zentrale Erkenntnis des FAO-Berichts ist, dass die Präzisionsfermentation keine neuen Sicherheitsrisiken mit sich bringt. Der Großteil möglicher Gefährdungen – etwa durch mikrobiologische Rückstände, potenzielle Allergene oder chemische Rückstände – ist bereits durch die bestehenden Verfahren wie HACCP, GMP und Codex Alimentarius abgedeckt. Je nach Zielmolekül variieren die Prozesse, im Rahmen gängiger Risikoanalysen sind sie jedoch gut erfassbar.
Für Behörden wird dennoch eine fallbezogene Bewertung empfohlen, insbesondere wenn neuartige Moleküle oder gentechnisch veränderte Mikroorganismen im Herstellprozess eingesetzt werden. Von der mikrobiellen Stammwahl bis zur Aufreinigung des Endprodukts bietet der Bericht eine strukturierte Aufschlüsselung der Produktionsphasen und benennt risikorelevante Aspekte.
Klarheit durch Begriffsschärfung und internationale Abstimmung
Für die regulatorische Kohärenz fehlt bisher eine einheitliche Definition für den Begriff „Precision Fermentation“. Hier rät die FAO, nationale Begriffsverwendungen zu prüfen und möglichst konsistente Definitionen einzuführen, um Missverständnisse – etwa bei Verbraucherkommunikation oder Kennzeichnung – zu vermeiden.
Zudem ruft der Bericht zur stärkeren internationalen Abstimmung auf. Unterschiedliche Prüfansätze und Kennzeichnungsregeln können den Marktzugang erschweren und die Innovationsdynamik bremsen. Institutionen wie der Codex Alimentarius könnten helfen, Harmonisierungspotenziale besser zu nutzen und regulatorische Leitplanken global abzustimmen.
Regulierung nicht neu erfinden – aber gezielt weiterentwickeln
Die Analyse der FAO bestätigt: Die technologische Grundlage von Precision Fermentation ist etabliert, und auch die Mechanismen zur Sicherheitsbewertung sind weitgehend vorhanden. Die Herausforderungen liegen weniger im „Ob“, sondern im „Wie“ der konkreten Umsetzung: Eindeutigere Begriffe, abgestimmte Verfahren und transparente Kommunikation sind gefragt, um Sicherheit, Innovationsförderung und Verbraucherakzeptanz miteinander zu verbinden.
Die Regulierungsbehörden stehen nun in der Verantwortung, mit angemessener Geschwindigkeit die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen – ohne dabei Sicherheit oder wissenschaftliche Sorgfalt aus dem Blick zu verlieren.
Hier geht zur FAO Bericht Precision Fermentation