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Kultiviertes Fleisch ist echtes Fleisch, das im Labor aus tierischen Zellen gezüchtet wird – ganz ohne Schlachtung. Es gilt als vielversprechende Lösung für Umweltprobleme wie Klimawandel, Artenverlust und Massentierhaltung. Doch bevor diese Produkte in Supermärkten landen, müssen sie von staatlichen Behörden genehmigt werden. Der wissenschaftliche Artikel „Global developments in the regulation of cultivated meat: A comparative study of the EU, Singapore, US and Australia and New Zealand“ von Hope Johnson und Alessandro Monaco vergleicht die Regelungen in fünf Ländern bzw. Regionen: der Europäischen Union, den USA, Singapur, Australien und Neuseeland.
Oberstes Ziel Lebensmittelsicherheit
In allen untersuchten Ländern ist die Lebensmittelsicherheit das zentrale Ziel der Zulassung. Dabei geht es vor allem darum, dass das Fleisch keine gesundheitlichen Risiken wie Bakterien oder Allergene birgt. Die wissenschaftlichen Anforderungen ähneln sich weitgehend, auch wenn die EU besonders strenge Maßstäbe anlegt. Singapur dagegen gilt als besonders innovationsfreundlich und war das erste Land weltweit, das kultiviertes Fleisch zugelassen hat.
Trotz vieler Gemeinsamkeiten gibt es deutliche Unterschiede. Ein zentraler Punkt ist die Frage, wie stark die Öffentlichkeit in Entscheidungen einbezogen wird. Australien und Neuseeland lassen Kommentare der Bevölkerung zu einzelnen Produkten zu. In der EU, den USA und Singapur ist dies nur sehr begrenzt oder gar nicht möglich. Auch der Kontakt zwischen Behörden und Herstellern ist unterschiedlich geregelt: Während etwa in Singapur frühzeitig Gespräche empfohlen werden, ist dies in der EU stark eingeschränkt.
Eine Frage der Ethik?
Ein weiterer Unterschied liegt darin, ob neben der Lebensmittelsicherheit auch andere Themen – etwa Umwelt, Ethik oder Landwirtschaft – berücksichtigt werden dürfen. In der EU und Australien ist das prinzipiell möglich. In den USA und Singapur liegt der Fokus klar auf technischen Sicherheitsfragen.
Es fehlt der ganzheitliche Blick
Insgesamt zeigt der Report: Kultiviertes Fleisch wird weltweit meist als Einzelprodukt und nicht als gesellschaftliches Großthema behandelt. Ein ganzheitlicher Blick – etwa auf soziale Folgen, Landnutzung oder nachhaltige Ernährungssysteme – fehlt bislang weitgehend. Dabei wäre genau dieser Blick wichtig, um das Potenzial von kultiviertem Fleisch sinnvoll und verantwortungsvoll zu nutzen.
Lesen Sie hier die englischsprachige Studie