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Lateinamerika entwickelt sich rasch zu einem Zentrum der modernen Fleischforschung, wobei Forscher und Forscherinnen aus Ländern wie Mexiko, Kolumbien, Costa Rica und Argentinien eine Vorreiterrolle einnehmen. Diese Wissenschaftler präsentieren neue Erkenntnisse, die die potenziellen Vorteile des täglichen Fleischkonsums belegen und lang gehegte Überzeugungen über Rind-, Schweine- und Hühnerfleisch in Frage stellen.
Mit mehrjähriger Erfahrung aus ihrer Arbeit im Forschung und Studium tragen sie zu einem differenzierten Verständnis von Fleisch für die Gesundheit bei und beeinflussen die globale Debatte über tierische Proteine.
Dieser Artikel stellt einige der neuesten wissenschaftlichen Entwicklungen in der Region vor und geht darauf ein, wie wissenschaftliche Erkenntnisse Einfluss auf medizinische Empfehlungen und die Haltung der Verbraucher nehmen.
Kolumbien: Schweinefleisch und ein verbesserter Stoffwechsel

Eine aktuelle Studie der Universität La Sabana in Kolumbien legt nahe, dass der Verzehr von magerem Schweinefleisch positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann, ohne das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erhöhen.
An der achtwöchigen Studie, die von der medizinischen Fakultät der Universität durchgeführt wurde, nahmen 47 Teilnehmer im Alter zwischen 30 und 45 Jahren teil. Die Forscher fanden heraus, dass der Verzehr von magerem Schweinefleisch den Cholesterin- oder Triglyceridspiegel nicht erhöhte, sondern stattdessen den Gehalt an Mikronährstoffen wie Eisen, Zink und Riboflavin (Vitamin B2) steigerte.
„Wie jedes Lebensmittel sollte auch Schweinefleisch entsprechend den individuellen Ernährungsbedürfnissen verzehrt werden“, sagt Dr. Fernando Lizcano, leitender Forscher und Professor an der Universität, in einer Pressemitteilung. „Zwei bis drei Portionen Fleisch pro Woche sind ausreichend.“ Die Studie stellt auch eine positive Wirkung auf Adiponektin fest - ein Hormon, das mit verbesserter Insulinsensitivität und einem verringerten Herz-Kreislauf-Risiko in Verbindung gebracht wird.
„Schweinefleisch führt nicht zu Gewichtszunahme und enthält in der Regel weniger Fett als Rindfleisch, je nach Schnitt“, erklärt Lizcano. „Durch moderne Züchtungsmethoden wurde der Fettgehalt deutlich reduziert, auch enthält Schweinefleisch hochwertige und leicht verdauliche Proteine.“
Die Studie befasst sich auch mit verbreiteten Vorurteilen gegenüber Schweinefleisch, darunter Bedenken hinsichtlich Parasiten und Allergien. Laut Lizcano gewährleisten die aktuellen landwirtschaftlichen Praktiken hohe Hygienestandards. Auch seien allergische Reaktionen auf Schweinefleisch selten und träten in der Regel nur bei Personen auf, die bereits empfindlich auf andere Allergene reagierten.„Schweinefleisch führt nicht zu Gewichtszunahme und enthält in der Regel weniger Fett als Rindfleisch, je nach Fleischzuschnitt“, erklärt Lizcano. „Durch moderne Züchtungsmethoden wird der Fettgehalt deutlich reduziert. Außerdem weist Schweinefleisch hochwertige und leicht verdauliche Proteine auf.“
Mexiko: Erkenntnisse zum vorteilhaften Nährwertprofil von Schweinefleisch
„Schweinefleisch ist ein nährstoffreiches Lebensmittel, das zahlreiche gesundheitliche Vorteile bietet“, so die Aussage von Dr. María de la Luz Zambrano, Professorin an der Fakultät für höhere Studien (FES) Cuautitlán an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM). In einer aktuellen Pressemitteilung erläutert Zambrano, dass Schweinefleisch einfach ungesättigte Fette, hochwertiges Eiweiß und wichtige Mineralien sowie Thiamin und Vitamin B12 enthält.
„Schweinefleisch wurde als ungesundes, fettreiches Fleisch stigmatisiert“, sagt sie. „Aber in Wirklichkeit bietet es viele ernährungsphysiologische Vorteile. Wie jedes Fleischprodukt sollte es in Maßen verzehrt werden.“
Die Professorin erklärt, dass Schweinefett oft missverstanden werde, da es im Allgemeinen gesünder sei als Rinder- oder Kalbfett und nützliche einfach ungesättigte Fettsäuren enthalte.
Schweinefleisch sei außerdem reich an Eisen, Zink und Kalium -wichtige Nährstoffe für die Blutbildung und die allgemeine Gesundheit. „Dies ist einer der Gründe, warum es Teil einer ausgewogenen Ernährung sein sollte“, erläutert sie.
Dr. Zambrano räumt ein, dass Schweinefleisch in den 1960er und 1970er Jahren einen negativen Ruf hatte, was vor allem auf Bedenken wegen parasitärer Infektionen wie Zystizerkose zurückzuführen sei. Sie stellte jedoch klar, dass moderne landwirtschaftliche Praktiken und strenge Biosicherheitsprotokolle, wie beispielsweise die angesehene mexikanische Zertifizierung „Federal Inspection Type“ (TIF), die Risiken erheblich reduziert hätten. Heutzutage würden Schweine mit geprüften Futtermitteln und unter hygienischen Bedingungen aufgezogen.
Mit Blick auf die Ökologie weist Zambrano darauf hin, dass die Produktion von Schweinefleisch einen geringeren CO2-Fußabdruck aufweise als die von Rindfleisch. Die Schweinehaltung sei nur für 3 % der Kohlendioxidemissionen aus der Tierhaltung verantwortlich, verglichen mit 31 % derer aus der Rinderhaltung. Die Hühnerhaltung bleibe jedoch mit 1,9 % weiterhin am niedrigsten.
Die Professorin empfiehlt Verbrauchern, fettarme Stücke wie Lende, Filet und Keule auszuwählenl, die reich an Ölsäure, Palmitinsäure und Linolsäure sind. Fettreichere Stücke wie Rippchen, Speck und Koteletts sollten hingegen seltener gegessen werden, da sie zu erhöhten Cholesterin- und Triglyceridwerten beitragen könnten.
Costa Rica: Rindfleisch mit gesunden Fettsäuren

Eine aktuelle Studie des Zentrums für Tierernährungsforschung (CINA) der Universität von Costa Rica stellt fest, dass das im Land produzierte Rindfleisch einen bemerkenswerten Gehalt an konjugierter Linolsäure (CLA) aufweist. Diese auch als Rumeninsäure bekannte, natürlich vorkommende Fettsäure, wird mit Krebsprävention, Herzgesundheit und einer Stärkung des Immunsystems in Verbindung gebracht. Die CLA, insbesondere das cis-9, trans-11-Isomer, entsteht im Verdauungssystem der Rinder. Es ist das Ergebnis mikrobieller Aktivität im Pansen, wo mehrfach ungesättigte Fettsäuren aus der Nahrung der Tiere in gesättigte Fette umwandelt und so CLA als Nebenprodukt produziert wird.
Mithilfe der Chromatographie zur Bestimmung des Gesamtfett- und Fettsäureprofils untersuchten die Forscher 50 Lendenproben aus vier Viehzuchtgebieten Costa Ricas, aus San Carlos, Guanacaste, Guápiles und Pérez Zeledón.
Die Ergebnisse zeigen, dass costa-ricanisches Rindfleisch je nach Fleischstück und Region zwischen 1,25 mg und 103 mg CLA pro Tag liefern kann, was zwischen 2 % und 100 % der empfohlenen Tagesdosis entspricht. Die CLA-Werte waren bei Rindfleisch aus Guanacaste und San Carlos am höchsten. Im Gegensatz dazu wies Rindfleisch aus Pérez Zeledón, das einen geringeren Gesamtfettgehalt hatte, niedrigere CLA-Werte auf.
Die Studie unterstreicht nicht nur den Nährwert von costa-ricanischem Rindfleisch, sondern auch dessen möglichen Stellenwert für die täglich empfohlene Nahrungsaufnahme.
Argentinien: Positive Wirkung von Hühnerfleisch auf die Herzgesundheit

Ein Bericht des Argentina’s Chicken Meat Nutritional Information Center (CINCAP) zu Hühnerfleisch rückt Geflügel wegen seiner Rolle für die Förderung der Herz-Kreislauf-Gesundheit in den Mittelpunkt. Die Studie unterstreicht den niedrigen Gehalt von Cholesterin- und gesättigten Fettsäuren bei Hühnerfleisch und betont den Wert von Hühnerfleisch als magerem Protein.
Cholesterin, so der Bericht, sei für verschiedene Körperfunktionen unerlässlich, darunter die Hormonproduktion und die Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen wie A, D, E und K. Da nicht alle Cholesterine gleich sind, unterscheidet die Studie klar zwischen LDL-Cholesterin („schlechtem“ Cholesterin), das zu Arterienverstopfungen beitragen kann, und HDL-Cholesterin („gutem“ Cholesterin), das dabei hilft, überschüssiges Cholesterin aus dem Blutkreislauf zu entfernen.
Laut CINCAP haben die in rotem Fleisch, verarbeiteten Fleischprodukten und Milchprodukten enthaltenen gesättigten Fette den größten Einfluss auf den Cholesterinspiegel im Blut. Hier empfehlen Gesundheitsrichtlinien, die Aufnahme von gesättigten Fetten auf unter 10 % der täglichen Kalorien zu begrenzen.
Hühnerfleisch ohne Haut sei besonders arm an gesättigten Fettsäuren. „Eine mittelgroße Portion Hühnerfleisch ohne Haut liefere weniger als 10 % der empfohlenen Aufnahme an gesättigten Fettsäuren für eine 2.000-Kalorien-Diät“, heißt es in der Studie. So enthalte beispielsweise Hühnerbrust nur 45 Milligramm Cholesterin pro 100 Gramm, während der Geflügelfuß einen etwas höheren Gehalt aufweise.
Der Bericht hebt außerdem hervor, dass 70 % des Fettes von Hühnerfleisch in der Haut und den Bauchfettgeweben enthalten sind, die beide vor dem Kochen leicht entfernt werden können. Nach dem Entfernen dieser Teile weise das Fleisch einen geringen Fettgehalt auf, der überwiegend aus ungesättigten Fetten bestehe, was sich positiv auf die Herzgesundheit auswirke.
„Hühnerfleisch ist ein mageres Lebensmittel par excellence“, heißt es in der Studie. Eine gute Wahl für alle, die einen niedrigen Cholesterinspiegel anstreben und etwas für ihr Herz-Kreislauf-System tun möchten.
Fleischwissenschaft in Lateinamerika: Eine der führenden Regionen
Dieser Artikel bietet zwar nur einen kleinen Einblick in die wachsende Zahl akademischer und institutioneller Forschungsarbeiten aus Lateinamerika, doch eine Botschaft steht dabei im Vordergrund: Der Verzehr von Fleisch ist Teil einer ausgewogenen Ernährung und bietet gesundheitliche Vorteile. Ob Rind, Schwein oder Huhn – jede Quelle tierischen Proteins liefert wichtige Vitamine, unterstützt die Herz-Kreislauf-Gesundheit und trägt zum allgemeinen körperlichen Wohlbefinden bei.
Während Forscher in gesamt Südamerika weiterhin den Nährwert von Fleisch erforschen, positioniert sich der Kontinent als führend in der evidenzbasierten Lebensmittelwissenschaft. Auch wenn die Forschung immer weitergeht sind die aktuellen Erkenntnisse eindeutig: Fleisch bleibt ein wichtiger Bestandteil für eine gesunde Ernährung.
Tierisches Fleisch bleibt ein essentieller Bestandteil einer gesunden Ernährung und bringt Vorteile für alle Lebensphasen mit sich.
Quellen
Centro de Información Nutricional de la Carne de Pollo (CINCAP) de Argentina, “Colesterol, salud cardiovascular y carne de pollo” Gacetilla CINAP. https://www.cincap.com.ar/wp-content/uploads/2021/11/GACETILLA-CINCAP-Colesterol-Noviembre-2021.pdf
Lugo, Guadalupe. “Beneficios multiples de la carne de cerdo: posee proteínas, minerales, vitaminas del grupo B y aminoácidos esenciales” Gaceta UNAM: Universidad Nacional Autónoma de México (Ciudad de México): https://www.gaceta.unam.mx/beneficios-multiples-de-la-carne-de-cerdo/
O’Neal-Coto, Katzy “Carne de res contiene ácido graso que protege contra el cancer”. Universidad de Costa Rica. Ciencia y Tecnología. https://www.ucr.ac.cr/noticias/2017/09/29/carne-de-res-contiene-acido-graso-que-protege-contra-el-cancer/common.html
Universidad de la Sabana (Colombia), “La carne de cerdo beneficia la salud, según estudio” Equipo de Comunicación Institucional. https://www.unisabana.edu.co/noticias/al-dia/la-carne-de-cerdo-beneficia-la-salud-segun-estudio