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Aufgeschnittener Burger

Trends

Die Evolution des Proteinmarkts: Von der Steinzeit zur Vielfalt

18.03.2025

Die Fleischproduktion ist heute 80-mal größer als die der Ersatzprodukte. Viele Unternehmen der Fleischwirtschaft gehen davon aus, dass sich aus dem kleinen Anteil der Markt von morgen entwickeln kann - und partizipieren schon heute am Wachstum des Markts alternativer Proteine. Foodtech Now! bietet Raum, die Entwicklungen von heute und morgen zu begleiten sowie Wissen, Inspiration und Expertise zu bündeln.

Lesedauer: 5 Minuten

Die Geschichte beginnt vor zwei Millionen Jahren. Vormenschen wie Lucy wird nachgesagt, mit dem Fleischkonsum begonnen zu haben – womit, so eine geläufige These, das Hirnvolumen der Hominiden langsam zu wachsen begann. Es sollte einige Zeit dauern, bis belegt war, dass der Proteinbedarf des Gehirns auch auf andere Weise abgedeckt werden kann. 

Fleischalternativen gab es schon immer

Traditionelles Gericht aus Weizengluten
Traditionelles Gericht aus Weizengluten

Tofu wurde wahrscheinlich zur Zeit der Han-Dynastie um 150 v. Chr. erfunden. Das Weizeneiweiß Seitan stand in der Region noch früher auf dem Speiseplan. Heute noch bieten in Mexiko Mais-Tortillas und Bohnen alle essenziellen Aminosäuren. In Südamerika sind es Bohnen und Reis, in Äthiopien Linsen und die alte Getreideart Teff, die den Menschen seit jeher mit Proteinen versorgen. In Indien fermentieren gemahlener Reis und Urdbohnen, Verwandte der Mungobohnen, zu einem Teig, aus dem gedämpfte Idli-Kuchen zu proteinhaltigen, knusprigen Dosa-Pfannkuchen hergestellt werden.

In einem heutigen Supermarkt lässt sich an den Regalmetern mit industriell hergestellten Fleischersatzprodukten, in denen z.B. vegane Chicken Nuggets oft ausverkauft sind, ein Trend erkennen. Wie weit etwa in Deutschland die Bereitschaft gewachsen ist, die Ernährung um Fleischersatzprodukte zu erweitern, zeigt auch eine aktuelle Studie des Meinungsforschungsinstituts YouGov, bei der 2.105 Menschen befragt wurden. 49 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, dass es Alternativen zu Fleisch, Fisch, Eiern und Milchprodukten braucht. Ein rundes Drittel der Befragten will häufiger zu pflanzlichen Fleischalternativen greifen, 27 Prozent sagen dies bereits bei den Milchprodukten.

Gründe für den Fleischverzicht unterschiedlich

Für den Verzicht auf Fleisch werden moralische oder ethische Gründe angeführt, der Wunsch, sich „leicht“ und fettarm zu ernähren – aber auch die Überzeugung, mit einem geringeren Fleischkonsum den ökologischen Footprint zu verbessern. Der Anteil der dritten Gruppe ist in den vergangenen Jahren gewachsen. 

Auch die schnell ansteigende Weltbevölkerung – bis in die 2080er-Jahre soll sie von 8,2 Milliarden (2024) auf 10,4 Milliarden anwachsen – erzeugt bei der Ernährung Handlungsdruck. Mit dem heutigen Ressourcenverbrauch wird die Versorgung der Weltbevölkerung mit Proteinen nicht möglich sein. 

Von allen Seiten wachsen die Ansprüche an die Ernährung: Sie soll bekömmlich, gesund und wohlschmeckend sein, leicht verfügbar, zudem ethisch korrekt und klimaneutral. Um diese Anforderungen zu erfüllen, muss sich die agrarische Herstellungskette wandeln. Die Lebensmittelbranche steht dadurch vor dem größten Umbruch ihrer Geschichte – mit neuen Rohstoffen, Technologien und vielleicht auch Produkten, die heute noch futuristisch anmuten.

Ein völlig neues Markumfeld 

Manche der traditionellen Hersteller reagieren auf die gesellschaftlichen Trends, indem sie ihr Produktportfolio diversifizieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben und weiterzuwachsen. Andere fokussieren auf Themen wie Qualität, Regionalität und Nachhaltigkeit beim angebotenen Fleisch. Für die landwirtschaftliche Nutzfläche führt eine verstärkte Hinwendung zu pflanzlichen, kultivierten und fermentationsbasierten Proteinen dazu, von intensiven landwirtschaftlichen Praktiken zu Ansätzen überzugehen, die zur Wiederherstellung der Biodiversität beitragen und mehr Raum für die Renaturierung schaffen.

Ob sie aus der traditionellen Fleischwirtschaft stammen, ein junges Entwickler-Start-up sind oder Anleger von Venture-Capital – für alle Marktteilnehmer gilt: Investitionen in alternative Proteine gelten als attraktiv, weil sie größeren Einfluss auf das Klima haben als Investitionen in andere Sektoren. 

Kein Entweder-/Oder, sondern intelligente Kombination

Die Erkenntnis, dass neue Wege beschritten werden müssen, um die Proteinversorgung in allen Erdteilen zu gewährleisten, wird weitgehend von allen Marktteilnehmern geteilt. Die heutigen Produzenten tierischer Proteine spielen dabei eine entscheidende Rolle, weil sie die größten Volumina bewegen. Immerhin ist der Anteil der Proteinquelle Fleisch an der Versorgung heute 80-mal größer als der Anteil, den die Ersatzprodukte halten. 

Die Zukunft der Protein-Versorgung liegt nicht in einem Entweder-/Oder, sondern in einer intelligenten Kombination verschiedener Ansätze, die nachhaltige, wirtschaftliche und technologische Vorteile vereint. 

Um Diversifikation, Vernetzung und Partnerschaften zu fördern, wendet sich das neue Branchenportal Foodtech Now! an die gesamte Proteinwirtschaft. Sowohl an die traditionellen Fleischerzeuger in ihrem stetigen Engagement, Qualität und Nachhaltigkeit zu erhöhen und Prozesse zu optimieren, als auch an den weltweit wachsenden Markt der Anbieter und Entwickler alternativer Proteine, in den drei Herstellungsbereichen „Plant-based“, „Cultivated“ und „Fermentation“. 

Fleisch ist mehr als Proteinversorgung

In gewisser Weise sind tierische Proteine weiterhin das Maß aller Dinge, wenn z.B. Fleisch mit Ersatzprodukten wie „veganem Hack“ nachgeahmt wird, einem Bestseller unter den Fleischalternativen, die Verbraucher auch wegen ihrer hohen Convenience schätzen. Für traditionelle Hersteller bieten diese Produkte oft den Vorteil, dass sie mit bestehender Technologie gefertigt werden können. 

Aus Sicht vieler Konsumenten gilt: Mit dem Fleisch in seiner geschmacklichen Dimension, in seiner Bedeutung als Kultur- und Traditionsträger wie seiner Unverzichtbarkeit in der Kulinarik, können die Ersatzprodukte nicht immer mithalten. Denn Fleisch ist mehr als Proteinversorgung.

Die Forschung hat mittlerweile auch Wunschträume wie kultiviertes, „echtes“ Fleisch wahr werden lassen. Es wird mithilfe der DNA etwa eines Kalbs in theoretisch unbegrenzter Menge in Bioreaktoren gezüchtet und ist konventionellem Tierfleisch zum Verwechseln ähnlich.

Die Hälfte der Unternehmen stellt sich neu auf

Regal mit Lebensmitteln im Supermarkt
Die Auswahl an fleischlosen Alternativen in deutschen Supermarktregalen wächst.

Das aktuelle „Branchenecho der Fleisch- und Wurstwarenindustrie“ (2024) ergibt: In Deutschland arbeitet die Hälfte aller Unternehmen an einer Neuausrichtung – durch Allianzen, Investitionen in Automatisierung und/oder die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit. Diese Befragung der 100 umsatzstärksten Unternehmen der Fleisch- und Wurstindustrie zeigt, wie viele Unternehmen schon die Chance nutzen, gestärkt aus der Transformationsphase hervorzugehen.

Zu den Wachstumstreibern der Transformation zählen, laut einem aktuellen Bericht des internationalen Instituts Technavio (2024), auch neue Produkteinführungen der Fleischersatzindustrie. Als Herausforderung nennt der Bericht den relativ hohen Preis von Fleischersatzprodukten im Vergleich zu konventionellem Fleisch, sowie Engpässe in der Lieferkette. Das Institut prognostiziert dem auf Soja basierenden Segment weiterhin erhebliches Wachstum, wegen fleischähnlicher Produkt-Eigenschaften in Konsistenz und Geschmack, sowie ernährungsphysiologischer Vorteile. 

Europa wird im Prognosezeitraum bis 2028 voraussichtlich 40 Prozent zum globalen Marktwachstum beitragen, zeigt der Technavio-Bericht. Der Markt in Europa wird durch die Beliebtheit pflanzlicher Proteinprodukte, das zunehmende Gesundheitsbewusstsein sowie eine wachsende Zahl von Produkteinführungen und Investitionen angetrieben. 

Die Integration der Fleisch- und Molkereiproduktehersteller in den neuen Markt ist weit gediehen. Die großen Marken, aber auch viele Mittelständler, haben es mit hohen Investitionen und erfolgreichen Innovationen geschafft, den Konsumenten vielfältige Möglichkeiten anzubieten, die eigene Ernährung individuell an die neue Zeit anzupassen.

Von der Steinzeit zur Vielfalt und in die Zukunft 

Die Evolution des Proteinmarkts zeigt eindrucksvoll, wie sich die Ernährung des Menschen von den Anfängen in der Steinzeit bis zur heutigen Vielfalt entwickelt hat. Dank moderner Technologien, neuer Rohstoffe und eines wachsenden Bewusstseins für Nachhaltigkeit entstehen immer mehr Möglichkeiten, die Ernährung individuell zu gestalten. Die Transformation des Marktes ist in vollem Gange – getragen von Innovation, Verbraucherinteresse und globalen Herausforderungen. In Zukunft wird es weniger um den Gegensatz zwischen verschiedenen Proteinquellen gehen, sondern um intelligente Lösungen, die Gesundheit, Genuss und Umwelt in Einklang bringen. Diese Entwicklung eröffnet allen Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette – von der Produktion über die Verarbeitung bis hin zum Vertrieb – vielfältige Chancen, um eine zukunftsfähige und nachhaltige Proteinversorgung für alle zu gewährleisten.

Immer am Puls der Zeit: Trends und Expertise auf Foodtech Now! und den Fachmessen

Foodtech Now! bietet ab sofort das ganze Jahr über die Möglichkeit, sich über aktuelle Entwicklungen zu informieren. Personalisierbare Inhalte, die auf individuelle Interessen zugeschnitten sind, ermöglichen einen gezielten Wissensaustausch. Die zentrale Plattform hält Sie über die neuesten Trends und Innovationen im Bereich der tierischen und alternativen Proteine auf dem Laufenden und bietet Inspiration sowie internationale Impulse.  

Die Fachmessen der Branche bringen regelmäßig alle Akteure der Märkte zusammen und ermöglichen es, sich direkt mit Experten zu vernetzen, innovative Produkte zu entdecken und aktuelle Branchentrends zu erleben. 

Nutzen Sie diese vielfältigen Angebote, um stets am Puls der Zeit zu bleiben und Ihre Geschäftsstrategien optimal an die sich wandelnde Proteinlandschaft anzupassen.